BeiträgeTrauerrede – Auszüge

Wenn man Kathrin nämlich fragte, was sie aus der Erziehung ihrer Eltern mitnahm, dann, dass sich die Familie  – selbst als sie und ihr Bruder Martin schon erwachsen waren – bei jedem Abendessen die Zeit nahm und jeder von einem Tag erzählen konnte. Oder dass sie sich, wenn es in den Urlaub ging, in der örtlichen Bücherei “eine ganze Menge Bücher” ausleihen durften – mehr als sonst! Damals musste man sich noch mit Büchern aushelfen und konnte nicht auf die unendlichen Weiten des Internets ausweichen. Oftmals fuhr die Familie an die Ostsee. Mit 14 Jahren, zum besten ‘ich habe so richtig Lust mit meinen Eltern in den Urlaub zu fahren’-Alter gab es einen Urlaub in den Bergen. Ein Wanderurlaub! Der erste, steinige Weg für Kathrin, denn surprise – sie war alles andere als begeistert von den hohen Bergen, steilen Aufstiegen und tiefen Tälern.

 

[…]

Denn ihre Liebe und Leidenschaft für das Wandern in den Bergen entdeckte Kathrin dann doch noch für sich. Mit 28 Jahren flog sie mit Steffen, Lara und Annika nach Nepal, um dort den Annapurna zu besteigen. Ein mutiger Schritt, denn Lara und Kathrin hatte Annika erst ein Jahr zuvor bei ihrer Single-Reise in Südafrika kennengelernt. Doch genau das war Kathrin. Sie war mutig. Nicht nur, weil sie mit ‘Fremden’ um die halbe Welt flog, sondern auch, weil sie dort untrainiert auf 4.000 Höhenmeter bergsteigen wollte. Aber warum auch nicht? Immerhin gilt der Annapurna unter den Bergsteigern als “Einsteigerfreundlich”. Easy peasy sozusagen. Da war Kathrin der Meinung, einmal auf den Brocken (1.100 Meter Höhe!) gehen reicht als Training schon aus. Aber es sind die schwierigen und anstrengenden Wege des Lebens, die einen später mit den schönsten Ausblicken und Erinnerungen belohnen. 

 

[…]

Leider, so sagte Kathrin, war ihr eine natürliche Geburt vergönnt, da Mira nicht mit dem Kopf durch die Wand wollte, sondern, wie ihre Mutter auch, den Kopf stets oben behielt. Und so traurig Kathrin über den Kaiserschnitt auch war, so perfekt passte diese Geburt zu ihr selbst und zu ihrem Leben. Denn auch sie war ein durchgeplanter und strukturierter Mensch. Und nicht jedes Kind kann von sich behaupten, zu “oh ich dreh hier schon seit Stunden, hier so meine Runden” aus dem Lied Mambo von Herbert Grönemeyer geboren worden zu sein.

 

[…]

Denn nicht immer muss oder kann man denselben Weg gehen. Manches Mal ist der Weg so schmal, dass man hintereinander statt nebeneinander geht. Doch stütze Lukas seine Kathrin, egal in welcher Lebenslage. Ihre Beziehung war stets geprägt von Akzeptanz und Wertschätzung. Er gab ihr auch nach Miras Geburt Zeit, in denen sich ganz für sich sein und dem Zumba-Sport nachgehen konnte. Im Gegenzug flog er knapp zwei Monate vor der Geburt zur Mannschaftsfahrt nach Bulgarien. Und wo viele Frauen vielleicht Bedenken gehabt hätten, war Kathrin auch hier vollkommen in sich geruht. Sie wusste, was sie sich und ihrem Körper zutrauen konnte und Lukas ruhigen Gewissens fliegen ließ. Aber auch bei der Entscheidung, einen neuen, unbekannten Weg einzuschlagen, stand Lukas hinter Kathrin und stärkte ihr den Rücken.

 

[…]

Mit ihrer positiven Lebensenergie, ihrer inneren Ruhe und der Verbundenheit zum eigenen Körper war sie, nicht nur für ihre Kursteilnehmerinnen, ein Leuchtturm, der auch in stürmischen Zeiten hell erleuchtete. Und wenn sie einmal nicht weiter wusste, so hielt sie auf ihrer Wanderung inne und atmete tief ein und wieder aus, um sich ihrer Selbst und ihrer Umgebung bewusst zu werden. Der Teil einer Reise ist das Ende.Und auch das kann etwas Schönes sein. Zu Beginn ihres Lebens sah der Weg vermutlich anders aus, als der, den Kathrin schließlich gegangen ist. Es gab Höhen und Tiefen, leichte Aufstiege, so wie den Brocken oder auch schwierige, so wie die unebenen Stufen auf dem Annapurna in Nepal.

 

[…]

Ungeahnte Wendungen und unvorhersehbare Wege taten sich Kathrin immer wieder auf und egal welchen Weg sie einschlug, mit ihrer inneren Mitte, ihrer positiven Lebensenergie, ihrer Abenteuerlust und ihrem Mut, auch über sich hinausgehen und zu wachsen, erlebte sie ihre Reise ihres Lebens! Eine Reise, die so einzigartig war, wie sie. Und Sie alle waren ein Teil von dieser Reise. Von Kathrins Leben. Und am Ende, ist doch eigentlich der Weg das Ziel, nicht wahr?

 

Veröffentlichung erfolgte nach Absprache und Einverständnis und dient als kleiner Einblick!

Namen wurden geändert.

Generell werden keine Reden veröffentlicht!