BeiträgeEigene Hochzeitsrede – Auszüge

Fast 15 Jahre. Was für eine lange Zeit. Viele schöne und weniger schöne Dinge sind in dieser Zeit passiert. Dinge, an die man sich teilweise gar nicht mehr erinnern kann oder auch möchte. Aber das alles gehört zu uns. Ich habe die letzten Tage genutzt, um etwas in der Zeit zurück zu reisen und bin gespannt, was von unserem Anfang bei dir hängen geblieben ist: 2008 begann alles im Jugendfeuerwehrzeltlager in Rodewald. Aber wusstest du, dass du in diesem Jahr eigentlich gar nicht mitfahren wolltest? Und die junge Sophia dann überglücklich war, als du irgendwann meintest, du wärst doch dabei. Stell dir mal vor, du wärst zu Hause geblieben. Was für ein Leben, das wohl geworden wäre?!

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“The Dark Knight” ist nicht nur wegen Heath Ledgers Performance einer der besten Filme aller Zeiten, sondern auch, weil wir ihn gemeinsam am 30. August 2008 in Hoya im Kino geguckt haben. Unsere erste Verabredung – ganz offiziell als Freund und Freundin. Juli 2009 – unser erster Jahrestag. Weißt du noch, was wir gemacht haben?  Wir waren Essen. Was auch sonst? Damals noch bei Lio in Vilsen statt bei The Grill, aber damals gehörte Steak eh noch nicht auf unsere Speisekarte. Heute unvorstellbar. Bei Lio gab es dann: 

 

1x Tortellini – 6,50€

1x Insalata – 5,00€

1x Spaghetti – 6,00€

1x Vilsa orange 0,2l – 2,00€

1x Mezzo 0,4 – 3,20€

 

Wenn du jetzt mitgerechnet hast, dann sind es …  22,70€. Fast 23€ – ein Zeichen, wenn du mich fragst. Woher ich das alles weiß? Nun, die 16 Briefe, die ich dir am Anfang unserer Beziehung geschrieben habe, zahlen sich jetzt halt aus.

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Ja, die Schmetterlinge sind schon längst weg, die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen und es gibt immer wieder Dinge, die uns einander in den Wahnsinn treiben. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass es nie Zweifel gab oder die Frage, was wäre gewesen, wenn? Wenn du damals nicht mit nach Rodewald gekommen wärst? Oder wenn ich an eurem Haus vorbei geradelt wäre? 

 

“Liebe ist, auch in stürmischen Zeiten zusammen zu halten”. Und wenn wir eins in all den Jahren getan haben, dann war es genau das. Egal, ob es eine Beziehungskrise war, die xte Diskussion darüber, warum ich schon wieder so schlecht gelaunt bin, du die leere Shampooflasche (immer noch nicht) aus der Dusche geräumt hast oder letztes Jahr meine Krebserkrankung.

 

Bei deinem Antrag vor nun fast zwei Jahren hast du etwas gesagt, was ziemlich gut auf uns zutrifft. Wir haben mit der Zeit immer besser gelernt miteinander umzugehen. Das stimmt. Wir können uns besser mit schwierigen Themen auseinandersetzen und Kompromisse finden. Natürlich haben wir noch lange nicht ausgelernt, aber ich glaube, dass wir – meistens zumindest – ein gutes Team sind. Der eine, der vieles entspannt sieht und die andere, die versucht, jede Eventualität im Kopf vorher durchzugehen. Aber wir müssen jetzt nicht ausdiskutieren, wer wer ist.

Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin. Du bist es nicht und unsere Beziehung ist es auch nicht. Aber sie ist echt. Wir lieben und leben zusammen.

Wir haben unsere Ecken und Kanten, die große Romantik ist verflogen und schwierige Phasen haben wir zur Genüge, aber am Ende eines jeden Tages bist du ein aufrichtiger, gutherziger, liebenswerter, loyaler und fürsorglicher Mensch. Jemand, der meine nerdige Seite vielleicht nicht immer verstehen kann, aber akzeptiert. Jemand, der, selbst wenn dicke Luft zwischen uns ist, auch nach 14 Jahren, 179 Monaten, 782 Wochen, 5.478 Tagen mir immer noch einen Kuss gibt, wenn er nach Hause kommt. Jemand, der mir vor 15 Jahren für zu kindisch eine ernsthafte Beziehung erschien und schon früh das Gegenteil bewies.  Jemand, mit dem ich durch Höhen und Tiefen gehen und mein Leben teilen und dem ich vertrauen kann. Jemand, der sich trotz all meiner Macken jeden Tag aufs Neue entscheidet, den Weg mit mir zu gehen.

 

Denn genau das ist es, worauf es ankommt. Nicht auf die Anfangszeit mit Schmetterlingen im Bauch, sondern die Jahre danach. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und jedes Jahr erneut zu sagen 

“Ja, ich will”