Woody Allen sagte einmal „Die Ehe ist ein Versuch, zu zweit Probleme zu lösen, die man alleine nie gehabt hätte“.
Das ist wohl wahr, aber ich denke, dass ihr zwei seit 50 Jahren ziemlich erfolgreich mit der Problemlösung seid. Natürlich ist es nicht immer einfach, aber sonst wäre das Leben doch auch langweilig, wenn alles so einfach und schnell gehen würde. Schnell, genau das ist das Problem von heute. Heute muss alles schnell gehen – wann hat man schon einmal die Zeit sich hinzusetzen und nichts zu tun? Richtig, die hat man nur als Rentner. Wie sagst du immer so schön, Opa: „zu Hause auf meinem Sofa fühle ich mich am wohlsten.“ Genau, und Oma sitzt nebenan, strickt ihre allseits begehrten Socken oder liest eines ihrer Romane. Oder vielmehr tut sie so, denn nicht selten klappen ihre Augen mitten im Satz zu – das Buch aber immer noch demonstrativ aufgeschlagen in den Händen haltend.
So war das auch, als wir kleine Kinder waren und Oma beim Film gucken die Augen zugefallen sind und wir sie, aus purem Egoismus, immer wieder geweckt haben, anstatt sie einfach schlafen zu lassen. Vielleicht lag das Einschlafen auch einfach daran, dass wir zum 100. Mal den Film „Das süße Leben des Grafen Bobby“, „Hatari“, „Die Goldene Gans“ oder „Zorro“ gesehen haben. Doch wie heißt es so schön, „Nich an fummeln, wenn wat loppt.“ (Nichts ändern, wenn etwas funktioniert). Genau diesen Satz befolgten wir auch bei unserer Essensauswahl. Denn auf die Frage „Was möchtet ihr heute zu Mittagessen haben?“ lautete die Antwort in 8 von 10 Fällen … na ihr zwei, kennt ihr die Antwort? Einen Tipp, es hing Opa sprichwörtlich ‚zu den Ohren heraus‘. Richtig – Hühnerfrikassee. Meine persönliche Leibspeise – doch eigentlich mag man alles was Oma kocht, aber ganz wichtig ist immer noch „Hauptsache Kartoffeln und Soße!” Noch heute erinnere ich mich gerne an den Nachtisch zurück, entweder Stracciatellaeis von Botterbloom oder eingekochte Kirschen.
Essen konnte man bei euch schon immer gut. Mittags bekam man sein Wunschgericht, morgens und abends wurde das Brötchen bzw. das Brot von Oma in Häppchen geschnitten und der stets beliebte Tellertausch wurde bei fast jeder Mahlzeit groß zelebriert. Und beim ‚gemütlich machen‘ saßen wir dann mit unserer kleinen Schale Süßigkeiten entweder in den Bananenkisten gekuschelt, auf dem Sofa unter der Wolldecke gemümmelt oder mampften unsere Süßigkeiten in unserer eigens und hart erbauten Höhle. Ihr habt immer für unser Wohl gesorgt – die Schleichtiere, die Barbiepuppen, die alten kleinen Tafeln oder die Mandalas haben dafür gesorgt, dass uns nicht langweilig wurde. Und nicht zu vergessen unsere eigenen Kartons, in denen sich die Kinderzeitschriften und Malhefte nur so stapelten und heute gerne mit einem, in Erinnerung schwelgenden, Lächeln herausgeholt werden.
Wenn ich an früher denke, fallen mir so viele Dinge ein, die ich erzählen könnte, doch das würde den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen … dann würden wir in zwei Wochen noch hier sitzen. Doch alles was ich erzählen würde, hätte ein und dieselbe Bedeutung –nämlich dass unsere Kindheit wirklich schön war. Viele Sachen haben uns geprägt und ich weiß heute schon, dass auch meine Enkel einen Karton für ihre Zeitschriften und Hefte haben werden und sie den Tellertausch beim Essen hoffentlich genauso sehr lieben werden wie wir. Wir waren immer gerne bei euch und wollten oftmals gar nicht mehr nach Hause.
Heute sind die Besuche zwar weniger geworden, doch sind sie nicht weniger schön. Die Kindheit ist eine schöne Zeit, doch mit einem Opa und einer Oma wie euch wurde sie für uns zu einer der schönsten Zeit in unserem Leben. Und damit ihr uns so wie wir sind und vor allem wie wir waren in Erinnerung behaltet, haben wir ein kleines Geschenk, wofür ihr hoffentlich noch irgendwo zu Hause ein Plätzchen finden werdet.
Alles Gute zum 50. Hochzeitstag, wir haben euch lieb!